W.H.A.T. - Digitales Wundanalyse-Werkzeug
Die W.H.A.T. Plattform wurde in enger Kooperation von Univ. Prof. Dr. Thomas Grechenig und dem Wundexperten Prim. Dr. Thomas Wild entwickelt. W.H.A.T. etabliert ein umfassendes, webbasiertes Bildanalyse- und Wunddokumentationstool, das die Wirksamkeit von Behandlungsmaßnahmen nachhaltig evaluieren kann und technisch für die regionale Bedeckung in der integrierten Versorgung vorbereitet ist.
Während der Konzeption und Entwicklung der Plattform wurde das Hauptaugenmerk auf eine sichere Realisierung nach dem aktuellen Stand der Software-Entwicklung unter Berücksichtigung der österreichischen als auch der europäischen Datenschutzvorschriften gelegt.
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Entstehungsgeschichte
Die ursprüngliche Idee der Entwicklung eines Werkzeuges zur Schaffung einer standardisierten Bildanalyse und Dokumentation für den Wundheilungsprozess kann Prim. Dr. Thomas Wild zugeschrieben werden, der zu dieser Zeit in der Abteilung für Chirurgie an der Universitätsklinik der Medizinischen Universität Wien arbeitete. Die erste eigenständige Version der W.H.A.T. Plattform wurde in Zusammenarbeit mit einem Entwicklerteam an der Fachhochschule Hagenberg implementiert. Sie wurde in C++ geschrieben und bestand aus einem Wundanalyse-Modul und einer grafischen Benutzeroberfläche. Neben der zentralen Analyse-Komponente beinhaltete die Rich-Client-Lösung auch eine Datenbank-Komponente, um grundlegende Patientendaten sowie die Daten der eigentlichen Bildanalyse zu speichern. Die Daten konnten aus der Anwendung in eine einfache Microsoft Excel-Datei exportiert werden.
Nach der initialen Entwicklung wurde die Software an die Abteilung für Medizinische Bildverarbeitung an der Medizinischen Universität Wien übergeben. Dr. Michael Prinz übernahm die Verantwortung für die Wartung und Entwicklung des Analyse-Werkzeugs. Er war außerdem für die Extrahierung der Analysefunktion in eine separate Bibliothek zuständig, die eine einfachere Integration des Systems in ein Krankenhaus-Informations-System (KIS) ermöglicht. Neben der Software hat vor allem die Wundanalyse-Technologie deutlich an Schwung gewonnen, was zur Planung für den Einsatz in zahlreichen großen Kliniken in ganz Europa geführt hat.
Univ. Prof. Dr. Thomas Grechenig und Prim. Dr. Thomas Wild schlossen 2007 eine Kooperation, mit dem Ziel W.H.A.T. in das "Web" zu bringen und eine engere Integration mit Systemen von Drittanbietern zu erlauben. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das gegenwärtige System komplett auf Webtechnologie portiert und so ein webbasiertes Wunddokumentations-Werkzeug geschaffen. Die Verwendung medizinischer Analyse-Werkzeuge über das Internet ist eine technische Herausforderung, da die Interaktion der Benutzer (z.B. Kennzeichnung der Wundränder) durch einen Web-Browser dargestellt wird. Die direkte Integration der Analyse in die Management-Plattform ermöglicht es allen am Behandlungsprozess beteiligten Einrichtungen (Intramural, Extramural, Heimpflege, Patient), die standardisierte Wunddiagnostik von W.H.A.T. zu verwenden, wodurch eine hohe Qualität der Daten im klinischen Behandlungsablauf und in der klinischen Forschung erreicht wird.
Funktionalität des Systems
- Hinzufügen neuer Wunddokumentationen
- Hinzufügen neuer Patienten (Erzeugung von ID's oder Verwendung interner KIS ID's)
- Eingabe von Patientendaten
- Anpassen von Dokumentationsschemata
- Import von Bildern, Daten oder Dokumentationsschemata
- Export von Daten und Dokumentationsschemata (verschiedene Formate möglich, z.B. CSV, Microsoft Excel)
- Durchführen einer Bildanalyse, die eine objektive Bewertung der Wundheilung ermöglicht
Verwertungspotential
Mithilfe von Techniken der modernen Medizin ist es möglich, chronische Wunden effizienter zu versorgen. Auf diese Weise können lange Klinikaufenthalte oder zeitaufwändige ambulante Versorgungen verkürzt werden, wodurch das Budget der Kliniken, Sozialversicherung und Landesregierung entlastet wird.
Die implementierten Funktionen der W.H.A.T. Plattform zielen sowohl auf eine Verbesserung der akademischen Forschung, als auch auf eine verbesserte Wundversorgung in der täglichen Pflege ab und bilden dadurch die Basis für klinische Studien und integriertes Wundmanagement. Durch die regionale Implementierung der Plattform wird ein homogener Datenbestand geschaffen, der die Durchführung neuer, signifikanter Studien und die Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden im Bereich der Wundheilungsstörung unterstützt. Die Plattform bietet hohe Benutzerfreundlichkeit für Dokumentation und Studien, technische Integration in bestehende IT-Landschaften im klinischen und Primärsystem-Bereich, sowie Datensicherheit und Privatsphäre. Darüber hinaus ist die Plattform offen für Patientenbeteiligung und dient als Pilotprojekt für integrierte Versorgung im Wundmanagement. Medizinisches Fachpersonal, das mit der Nachbehandlung betraut ist, hat die Möglichkeit, ihre Behandlung in derselben Plattform zu dokumentieren und dadurch eine kontinuierliche Dokumentation zu erstellen, wie es seit langem von Fachleuten im stationären medizinischen Bereich gewünscht ist.
Vorteile
- Integration des Bildanalyse-Werkzeugs
- Standardisierte Dokumentation für Ärzte und Pflegepersonal
- Erleichterung der Dokumentation
- Planung von Verbandsmaterial und Aufwandsberechnung (ambulante Pflege, Großverbraucher)
- Unterstützt die nachhaltige Evaluierung der Wirksamkeit von Behandlungsmaßnahmen und ist technisch für die regionale Bedeckung in der integrierten Versorgung vorbereitet
- Einhaltung von medizinrechtlichen sowie der österreichischen und europäischen Datenschutzbestimmungen
- Verschiedene Betriebsarten (Zugang mittels Integration im lokalen KIS oder via Web-Dokumentation, die orts- und zeitunabhängige Zugriffe erlaubt)
Der Behandlungsprozess wird durch eine integrierte Bilderanalysefunktion unterstützt, die bestimmte Parameter der Wunde berechnet und deren Veränderungen im Zuge des Behandlungsverlaufes kontinuierlich dokumentiert. Die automatische Datenerfassung reduziert manuelle Eingaben, erleichtert die Arbeit und verringert die Fehlerquote. Das W.H.A.T.-Tool ist ein anpassungsfähiges Web-Service, das auch bei älteren Patienten zur Rückverfolgung der Anamnese eingesetzt werden kann.